Im 14. Jahrhundert nahm in unseren Landen das Raubrittertum überhand, worauf im Jahre 1385 unseres Herrn die Landes-herren beschlossen, teuren Landfrieden zu halten. Allen räube-rischen Adligen wollte man damit Einhalt bieten. Tatsächlich schlossen sich ausnahmslos alle Grafen dem Bund an. Einige aber dachten nicht daran, Wort zu halten! – Graf Dietrich von Wernigerode liebte das Abenteuer, den Geruch von Angst und die Farbe des Blutes und machte dem Raubrittertum alle Ehre. In Abwesenheit des Grafen Busso überfiel er dessen Anwesen: In tiefdunkler, nebliger Nacht schlich er sich mit seinen Kampfgefährten heimlich an die Blankenburg heran, plünderte und brandschatzte sie.
Dem Landfriedensbund blieb nichts anderes übrig, als den Raubgrafen Dietrich von Wernigerode zu bestrafen. Der Gerichtstag war in Goslar angesetzt, aber Dietrich erschien nicht. Er pfiff ein schmutziges Mörderlied und lachte von seiner Burg herunter: „Da müsst ihr mich schon holen!“. „So werden wir seine Burg ausräuchern, wenn er nicht kommt!“, sprach der Adel und beschloss einen letzten Versuch: Ein Feldgericht bei Heimburg. Zu Mariä Magdalenentag (22. Juni) im Jahre 1386 unseres Herrn, kamen die Grafen zusammen und durch die andächtige, gespenstige Stille zog plötz-lich ein Raunen durch die Nacht. „Graf Dietrich, er kommt, er kommt wirk-lich!“, riefen einige Stimmen zum Gerichtsplatz rauf.
Tatsächlich, der Raubgraf kam, denn er glaubte wirklich, sich rausreden zu können und mit einer Geld- oder Landbuße mit dem Leben davon zu kommen. Bei der Befragung inmitten des altehrwürdigen Baumkreises auf der Heimburg gab er den Raub lächelnd zu, und die Menge staunte fassungslos über solche Ehrverachtung. Das Gericht ließ aber wider Erwarten keine Milde walten und verurteilte Dietrich zum Tode durch Enthauptung noch an Ort und Stelle.
Einer seiner Mordsbrüder, Hans von Bleicherode, wurde gleichsam verurteilt, hier und jetzt mit dem Schwert seinem Herrn den Kopf zu nehmen. Dietrich war so überrascht, dass er nicht einmal fähig war sich zu wehren und sein eignes Schwert zu ziehen. Ohne Gegenwehr folgte er dem Henkersknechte zum Richtplatz. Hans stand über ihm, schwang sein Schwert und drei Armbrüste waren auf ihn gerichtet, zum Zeichen: Schlägst du fehl, nährt auch dein Blut diesen heiligen Boden. – Dietrichs Leichnam wurde, zum Zeichen eines ehrlosen Todes, an eine alte Eiche gehängt. Der Baum, an dem Graf Dietrich gehängt wurde, soll noch Jahrhunderte gestanden und die „Hangeleiche“ geheißen haben. Das alte Baumkreis-Femgericht existiert bis heute.
© (aufgeschrieben von Carsten Kiehne)
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