Die Heimburger Heimchen


Die Heimburg soll einstmals Wohnstätte der Heimchen gewesen sein, ein Zwergenvolk, groß, mächtig und überaus reich noch dazu. Die Heimchen hätte unter ihrem Heim, eben jener Heimburg einen gewaltigen Schatz angelegt, der aber nicht allein Verdienst harter Arbeit war. Vieles hätten die Zwerge den Blankenburger Bürgern einfach gestohlen. Ein Bäcker, der sich stets wunderte, wohin seine vielen gebackenen Brote verschwänden, streute einmal Mehl in seiner Backstube aus und legte sich auf die Lauer. Wie die Glocken der Bergkirche St. Bartholomäus die Geisterstunde verkündeten, hörte der Bäcker plötzlich ein Getrippel und Getrappel, murmelnde Stimmchen, Schmatzlaute, holte seine Peitsche hervor und schwang sie tüchtig durch den Raum. Siehe da, zwei plumpe nackte Heimchen saßen am Ofen und fraßen das frisch Gebackene, ohne ans Zahlen zu denken. Sie waren sichtbar geworden, weil ihnen die Nebelkappen von den Köpfen gezwirbelt wurden, womit der Bäcker sie nun im Griff hatte. „Wollt ihr eure Kappen zurück, habt ihr zum Abend des nächsten Tages mit eurer ganzen Bagage unser schönes Blankenburg zu verlassen und am Stadttor eure Schuld zu begleichen!“, schnauzte der große Mensch die kleinen Kerle an.

 

Den ganzen nächsten Tag hörte man überall in der Stadt ein Murren und Rumoren und ein Tappsen zum Stadttor hin. Der Kessel der dort aufgestellt war, füllte sich zusehends und schwappte bald über vor Münzen, so viele Zwerge hatten sich heimlich in der Stadt aufgehalten und zogen nun in ein ungewisses Schicksal hinaus. Auch die Heimburg mussten sie widerwillig räumen, bevor die beiden Zwerge ihre Kappen wiederbekamen. Seitdem wird in Blankenburg nur wenig geklaut, doch ist es auch sehr still geworden um unsere Stadt. Mit dem Fortgehen der Heimchen sind viele Heimstätten heute gänzlich verwaist. Vielleicht ist’s ja an der Zeit, die guten Geister zurückzurufen?

 

© (aufgeschrieben von Carsten Kiehne in "SAGENHAFTES BLANKENBURG")